Die essbare Stadt der Zukunft

Essbare Stadt

Anstatt „betreten verboten“ heißt es in der Essbaren Stadt Andernach „pflücken erlaubt“. Seit 2008 hat die Stadt Andernach begonnen, ihre Grünflächen in urbane Landwirtschaft umzuwandeln. Diesem Beispiel folgen bereits viele weitere deutsche Städte, wie etwa Kassel, Frankfurt (Main) oder Halle. Diese zukunftsweisende Nutzung öffentlicher Flächen in Städten bindet die Bürger*innen in eine Nutzung und Pflege des städtischen Grüns mit ein. Für mehr Artenvielfalt, mehr Selbstversorgung und Anpassung an den Klimawandel!

Auch in den Städten wächst der Hunger nach gesunden Lebensmitteln. Dieses Bedürfnis wird vor allem durch eine steigende Anzahl von Bioläden und Bio Produkten in den Supermärkten gedeckt. Doch mit dem Konzept der essbaren Stadt erhalten die Menschen die Möglichkeit, sich an einer naturfreundliche Lebensmittelproduktion zu beteiligen. Die Essbare Stadt fördert das Bewusstsein für gesunde Lebensmittel, bietet Möglichkeiten sich gärtnerisch vor der eigenen Haustür zu betätigen und fördert auch noch ein naturverbundenes Leben – in der Stadt.

Jetzt umdenken!

Deutschland befindet sich im Wandel. Bereits mehr als 60 deutsche Städte integrieren naturnahen Anbau von hochwertigen Lebensmitteln direkt auf öffentlichen Freiflächen. Eine Organisation junger Pioniere, die Gemüseheldinnen, pflanzt Gemüse im großen Stil in Frankfurt am Main und Umgebung. Und die essbare Stadt Andernach hat ihre essbaren Grünanlagen zum (inter)nationalen Touristik-Wunder gemacht.

Bezeichnend für den Charakter dieser urbanen, landwirtschaftlichen Projekte ist der gemeinschaftliche Einsatz und Nutzen. Freiwillige helfen bei Pflanzung und Pflege. Sie beteiligen sich dabei direkt an der Lebensmittelproduktion, wodurch der frische Verzehr umso schmackhafter ist. Erntefrisch und biologisch statt schnell und in Plastik verpackt, das ist das fundamentale Umdenken. Die Lebensmittel sind in der Regel für alle frei verfügbar - natürlich gibt es Ausnahmen, bei denen Ernte und Verteilung geregelt wird.

Werde auch Du aktiv in der eigenen Stadt diesen Wandel einzuläuten! Jegliche städtische Grünfläche kann genutzt werden. Aber auch auf gepflasterten oder asphaltierten Flächen können mithilfe von Pflanzkübeln oder Hochbeeten diverse Nutzpflanzen angebaut werden. Die Fassade der Häuser können mit (essbaren) Kletterpflanzen berankt werden. Und auch die Begrünung von und das Gärtnern auf Dachflächen ist ein Trend, der sich immer weiter verbreitet. Und natürlich können sich auch Privatgartenbesitzer dafür einsetzen, die eigene Stadt essbar zu gestalten.

Urban Farming

Der Begriff der essbaren Stadt ist aus dem englischen urban farming abgeleitet. Das Grundprinzip hinter dem Konzept war es, einen Ort der Begegnung zu schaffen. Unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder Status – denn Liebe geht durch den Magen und das gemeinsame Gärtnern und Essen erzeugt Verbindung.

Es sind viele verschiedene Ansätze aus dieser Bewegung entstanden. Eines haben sie jedoch alle gemein: in der Stadt vorhandene Freiflächen werden für die Erzeugung von Lebensmitteln genutzt. Viele Projekte haben zudem einen sozialen und gemeinschaftlichen Charakter und setzen sich für ökologische Prinzipien und mehr Naturverbundenheit ein.

Dabei reichen die Anbaumethoden vom einfachen Gemüsegarten bis hin zu diversen Waldgartensystemen. So vielfältig die Menschen sind, so vielfältig auch die Bedürfnisse und Gestaltungsmöglichkeiten von essbaren Städten. Ob zum Gärtnern, als Begegnungsort, Bildungsstätte, Tourismusattraktion oder für eine zukunftsfähige, klimasiliente Stadt: Das „urban Farming“ hat heute viele Nutzungsmöglichkeiten.

Eine zunehmende Bedeutung haben dabei (essbare) Klimagehölze, welche den widrigen Bedingungen des Stadtklimas sowie den tendenziell steigenden Temperaturen standhalten. Neben trockenheitsresistenten Eichen- oder Lindenarten gibt es auch viele widerstandsfähige essbare Gehölze, wie beispielsweise die Maulbeere (Morus spp.), die Herznuss (Juglans ailantifolia var. cordiformis) oder die Walnuss (Juglans regia). Größere Bäume spenden Schatten und sorgen für ein angenehmes Mikroklima. Wenn diese zudem leckere Früchte oder Nüsse tragen und zukünftig sogar teilweise noch als Wertholz genutzt werden können, ist der Mehrwert als Stadtbaum kaum zu übertreffen.

Alles essbar?

Es sollte natürlich immer in Erwägung gezogen werden, wer sich zukünftig um die Pflege und Ernte der essbaren Nutzpflanzen kümmert. Nicht geerntete Obstgehölze sorgen beispielsweise schnell für viel fauliges Fallobst auf den Bürgersteigen. Allerdings wächst das Interesse am Gärtnern und an frischen Lebensmitteln immer weiter. Mit einem guten Nutzungs- und Pflegekonzept können sehr viele essbare Pflanzen auf städtischen Grünflächen integriert werden.

Neben den essbaren Pflanzen spielen natürlich auch Bienengehölze, Heilpflanzen und Zierpflanzen eine Rolle, um das städtische Umfeld lebenswert zu gestalten!

Urbane Waldgärten

Besonders vielfältig können gemeinschaftlich getragene urbane Waldgärten gestaltet werden, welche sich an den natürlichen Prinzipien eines Waldökosystems orientieren. Das Konzept vom Waldgarten beschreiben wir auf dieser Seite näher. Die Besonderheit eines urbanen Waldgartens (engl: community food forest) ist die Nutzung des Waldgartens als sozialer Begegnungsort.

Deshalb sollte in der Planung darauf Acht gegeben werden, dass einerseits genügend Fläche für Kinder, Familien, Gruppen und ggf. für privaten Rückzugsraum eingeplant wird. Andererseits ist es sinnvoll, auch genügend Raum für die Natur einzuplanen. Dies kann man durch eine eindeutige Wegeführung und klare Nutzungsregeln erreichen. Um den Tieren und Pflanzen genug Lebensraum zu bieten, ist es förderlich, wenn Menschen hauptsächlich auf den Wegen bleiben. Gleichzeitig handelt es sich um einen essbaren Waldgarten. Die Wege können dementsprechend von essbaren Pflanzen gesäumt werden und auch frei begehbare Flächen mit Obstgehölzen, Beeren und essbaren Stauden sind wertvolle Elemente eines urbanen Waldgartens.

Es braucht gute Konzepte für die allgemeinen Pflegemaßnahmen, das Mitführen von Hunden sowie genügend Mülltonnen, um einer Verwahrlosung oder Verschmutzung des Waldgartens vorzubeugen. Neben diesen ganz praktischen Überlegungen steht dann vor allem die Artenauswahl des urbanen „Garten Edens“ an.

Ein Waldgarten eignet sich dazu, möglichst viel Nahrung, auch auf kleinerem Raum, zu erzeugen. Pflaumen, Esskastanien, Nashi-Birnen oder Maulbeeren können in den oberen Lagen wachsen. Darunter können beispielsweise Ölweiden, Felsenbirnen, Honigbeeren oder Johannisbeeren platz finden. Bodennah sowie auf kleinen Hügel- oder Hochbeeten können Taglilien, Erdbeeren, leckere Kräuter oder auch Gemüse wachsen. Auf den Bäumen können Kiwibeeren, Schokoladenwein oder Hopfen ranken. Das ackerbaum Sortiment lädt dazu ein, im Geiste schon den urbanen Waldgarten entstehen zu lassen!

Pflanzen für die essbare Stadt

Grundsätzlich eignen sich sehr viele Pflanzen für die essbare Stadt, dadurch ist die Artenauswahl zum Teil gar nicht leicht zu treffen. Um bei der Entscheidung zu helfen, welche Pflanzen Ihr in Eure essbare Stadt pflanzen könnt, haben wir eine Vorauswahl in verschiedenen Kategorien getroffen. Von größeren Bäumen, bis hin zu Sträuchern, Kletterpflanzen sowie Kräutern und Stauden.

Je nachdem ob es sich um größere Freiflächen, einen kleinen Hinterhof oder um eine Hauswand handelt – für jede Fläche ist etwas Passendes dabei:

Bäume für die essbare Stadt:

  • Nussbäume wie Esskastanie (Castanea spp.), Walnuss (Juglans regia), Mandel (Prunus dulcis), Baumhasel (Corylus colurna) oder Herznuss (Juglans ailantifolia var. cordiformis).
  •  Obstbäume wie Apfel (Malus domestica), Birne (Pyrus communis), Pflaume (Prunus domestica), winterharte Feige (Ficus carica), winterharte Kaki (Diospyrus spp.) oder Pawpaw (Asimina triloba).

Sträucher für die essbare Stadt:

  • Sträucher wie Ölweide (Elaeagnus spp.), Haselnuss (Corylus avellana), Felsenbirne (Amelanchier spp.) oder Kornelkirsche (Cornus mas). 
  •  Beerenobst wie Aroniabeere (Aronia spp.), Himbeere (Rubus idaeus), Honigbeere (Lonicera caerulea) oder Johannisbeere (Ribes spp.).

Kletterpflanzen für die essbare Stadt:

  • Halbschattenverträgliche Kletterpflanzen wie der Aromahopfen (Humulus lupulus), die Schokoladenwein (Akebia spp.) oder das Spaltkörbchen (Shisandra spp.). 
  •  Sonnenliebende Kletterpflanzen wie die Echte Kiwi (Actinidia deliciosa), die Kiwibeere (Actinicia arguta) oder die Weinrebe (Vitis vinifera).

Kräuter und Stauden für die essbare Stadt:

  • Kräuter wie Rosmarin (Rosmarinus officinalis), Lavendel (Lavandula angustifolia), Salbei (Salvia officinalis), Fenchel (Foeniculum vulgaris), Minze (Mentha spp.) oder Petersilie (Petroselium crispum). 
  •  Mehrjähriges Gemüse wie Grünspargel (Asparagus officinalis), Taglilie (Hemerocallis spp.), Hosta (Hosta spp.), Mehrjähriger Kohl (Brassica spp.) oder Süßdolde (Myrrhis odorata). 
  •  Knollen wie Topinambur (Helianthus tuberosus), Oca (Oxalis tuberosa), Chinesische Artischocke (Stachys affinis) oder Mashua (Tropaeolum tuberosum).

Unser Engagement

Wir beliefern bereits einige vielversprechende Projekte mit essbaren Pflanzen. Damit wollen wir ermöglichen, dass viele essbare Städte und Waldgartenprojekte umgesetzt werden können. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Projekte bieten wir neben gesunden Pflanzen auch Werkzeuge, Fachliteratur, Erden und Bodenverbesserer sowie anderes nützliches Zubehör an. 

Gerne stehen wir Euch beratend zur Seite – für einen essbaren Garten, eine essbare Stadt und eine essbare Zukunft!

 

Titelbild: 

© 90Grad Photography

Weiterlesen

Ackerbaum Hof von oben
Essbare Oase / Spielplatz